Professionell Pokern - Soll ich Poker Profi werden?

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Interview mit Schweizer Pokerprofi Sandro Trovato
Sandro beurteilt darin auch den Inhalt dieses Artikels.

Du überlegst dir, Poker Profi zu werden? Dann gratulieren wir dir dazu gleich zweimal!

  1. Du versuchst, aus einem Hobby deinen Beruf zu machen. Das macht glücklich!
  2. Du informierst dich seriös über den möglichen Schritt. Wie bei allen Berufen gilt auch für den Pokerprofi: Nur wer gut organisiert ist, hat auch Erfolg!

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  1. Gleich im Anschluss: Diverse Punkte des Lebens als Pokerprofi werden beleuchtet.
  2. Poker Profi Finanzen
  3. Pokerprofi Ja oder Nein? Wie werde ich nun Pokerprofi? Unsere Empfehlung

Das Ziel der Berufswahl sollte sein, aus seiner Lebenssituation eine möglichst hohe Lebensqualität zu erreichen. Dies kann z.B. geschehen durch ein möglichst hohes Einkommen oder durch die Erfüllung seines Berufswunsches (sprichwörtlich das Hobby Pokern zum Beruf machen). Auch Faktoren wie eine höhere Selbständigkeit, mehr Freizeit, die von anderen Personen erhaltene Anerkennung oder der Kontakt zu Menschen kann entscheidend sein. Auf jeden Fall aber sollte der Beruf Spass machen. Wir versuchen alle Aspekte des Pokerprofi Seins zu beleuchten.

Das Rundherum des Pokerprofis. Freude am Beruf?

Wenn es dir wirklich alles in der Welt bedeutet, Poker zu spielen, dann spricht dies sicher dafür, professionell zu Pokern. Wir wollen dir auf keinen Fall den Spass verderben oder den Traum zerstören. Mache dir aber über folgende Punkte gründlich Gedanken, bevor Du dich in das Projekt «Pokerprofi werden» stürzt.

Einseitigkeit

Kannst Du wirklich 8 Stunden am Tag (mind. 5 Tage die Woche) Pokern und Freude daran haben? Macht dies auf die Dauer auch Spass? Dies musst Du einmal ausprobieren. Spiele dies eine Woche lang durch und sei nachher ehrlich zu dir. Wie fühlst Du dich während dieser Woche und danach?

Soziale Kontakte beim Poker Spielen

Du hast wenig bis gar keine sozialen Kontakte, wenn Du die ganze Zeit Online Poker spielst. Auch im Casino geht es nur darum, den Gegenspielern das Geld abzuknöpfen und weniger um die freundlichen sozialen Kontakte. Ganz konkret: Bei einem normalen Beruf lernst Du viele Leute kennen, es entstehen daraus teilweise Freundschaften fürs Leben. Beim Online-Poker Spielen ist dies garantiert nicht der Fall.

Soziale Kontakte in der Freizeit

Du wirst häufig abends und frühmorgens spielen, weil dies die ertragreichsten Zeiten beim Online-Poker sind. Das heisst, morgens um 8 zur Arbeit und um 17 Uhr zurück kommen wird nicht möglich sein. Am Samstagabend mit den Freunden auf die Piste zu gehen, bedeutet jeweils einen grossen Einkommensausfall. Von den Arbeitszeiten her könnte man den Beruf Pokerprofi mit dem eines Barkeepers vergleichen. Positiv ist aber: Als selbständiger Pokerprofi hast Du im Gegensatz zum Barkeeper immerhin die Wahl, auch von 8-17 Uhr zu arbeiten. Nur wirst Du zu dieser Tageszeit mit Garantie weniger verdienen.

Sinn des Berufes

Dies ist nun eine persönliche Notiz. Ein Beruf befriedigt mich auf Dauer nur dann, wenn ich damit für die Gesellschaft einen Mehrwert erzeuge. Beim Beruf Pokerprofi geht es darum, anderen Menschen Geld wegzunehmen. Eine «gesellschaftliche Wertschöpfung» entsteht dabei nicht.

Administratives und analytisches Flair neben dem Tisch

Du musst deine Finanzen im Griff haben und akribisch Buchhaltung führen. Um deinen Verdienst zu maximieren, musst du analysieren, auf welchen Plattformen bei welchen Spiel-Varianten zu welcher Uhrzeit Du am erfolgreichsten bist. Das heisst: Auf die Dauer spielst Du vielleicht nicht die Poker-Variante, die dir am meisten Spass macht.

Mentale Stärke

Damit meinen wir nicht, dass du einen BadBeat wegstecken können musst. Das gehört für einen Pokerpro sowieso dazu. Nein. Du musst damit umgehen können, dass das Einkommen schwanken wird und es keinen gesicherten Lohn gibt. Es wird gute und schlechte Monate geben. Bist Du bereit, das Risiko einzugehen, einen Monat lang gar nichts zu verdienen oder sogar Geld draufzulegen?

Die Poker Profi Finanzen: Das A und und O des Pokerprofis:

Das finanzielle Ziel als Pokerprofi sollte sein, mindestens dasselbe Einkommen zu erreichen, wie man dies bei einem normalen Beruf tut. 

Kurzfassung: Damit Du auf das Niveau von CHF 5‘000.- Netto als Angestellter mit vier Wochen Ferien und guten Sozialleistungen kommst, musst du pro Monat brutto CHF 8‘173.95 erspielen! Dies sind knapp CHF 51.- pro gespielte Pokerstunde!

Ausführliche Erläuterung der Poker-Profi Finanzen

Der durchschnittliche Schweizer Nettolohn liegt bei knapp 5’000 CHF. Der Einfachheit halber rechnen wir mit dem runden Betrag. Als Pokerprofi ist man selbständig erwerbend. Wir berechnen (grob!) wie viel Du monatlich erspielen musst, damit Du auf dasselbe Niveau kommst, und zwar mit vier Wochen bezahlten Ferien. Da bei einem Nettolohn in der Schweiz noch diverse Versicherungen (AHV, ALV, NBUV) sowie Vorsorgeleistungen (Pensionskasse) enthalten sind sieht die grobe Berechnung wie folgt aus. Wer vor hat, den Schritt ins professionelle Pokerspiel zu machen, soll sich die Berechnungen genau machen.

Pokerprofi Berechnung Schweiz

  • Nettolohn: 5’000.-
  • AHV-Beitrag Arbeitgeber (AG) + Arbeitnehmer (AN): 10.30%
  • ALV-Beitrag AG + AN: 2.20%
  • Nebenberufsunfallversicherung AG+AN: ca. 2%
  • Pensionskasse AG + AN: ca. 16%
  • Ferienbeitrag für 4 Wochen: 8.33%
  • Krankentaggeld-Versicherung: Nicht eingerechnet!
  • Wechselkurs-Verlust beim Rücktausch der US-Dollars: Nicht eingerechnet!
  • Total zusätzlich zu erspielende Beiträge: 38.83 %
  • Schlussrechnung wie folgt:
    • Bruttolohn: CHF 8‘173.95
    • Abzüge 38.83 % = 3’173.95
    • Nettolohn: CHF 5’000.- 

Zu erspielender Gewinn pro Stunde: 50.75 CHF
Annahme: 42 Stundenwoche, 230 Arbeitstage pro Jahr. Administrative Arbeiten nicht eingerechnet!

Den 13. Monatslohn musst Du dir selbst erspielen!

Pokerprofi Berechnung Deutschland

Wir suchen noch Grundlagen für eine Berechnung für Deutschland. Wie setzt sich ein Netto und Bruttolohn zusammen? Wie viel Urlaub hat man normalerweise? Wie viele Stunden sind pro Woche im Schnitt zu arbeiten? Welche Versicherungen oder Lohn-Nebenleistungen sind üblicherweise im Lohn inbegriffen und werden vom Arbeitgeber getragen usw.

Wer uns gerne weiterhelfen möchte, nimmt bitte Kontakt mit uns auf.

Weitere Hinweise zu den Finanzen als Pokerprofi

  1. Wenn Du krank bist, erhältst du keinen Lohn ausbezahlt.
  2. Wenn Du an Feiertagen „frei“ machst oder Ferien machst, verdienst Du auch nichts.
  3. Währungsschwankungen wirken sich auf dein Einkommen aus. Gepokert wird in der Regel in USD. Egal ob Du nun CHF oder EUR zum Leben benötigst, der Wechselkurs des US Dollars wird dich tangieren.

Pokerprofi versus «normale Arbeit». Was ist lukrativer?

Um auf Dauer im Durchschnitt CHF 50.75 pro Stunde beim Pokern (sei es im Casino oder Online) zu erspielen, musst Du einiges drauf haben. Dies setzt ein sehr hohes Pokerverständnis, Menschenkenntnisse und viel Selbstdisziplin voraus, sowie den Willen, sich ständig zu verbessern. Wenn Du diese geistigen Fähigkeiten mit der gleicher Motivation in deinen normalen Beruf steckst, kannst Du davon ausgehen, dass dein Nettolohn sehr bald nicht «nur» CHF 5’000.- sein wird… Mit dem Alter und der Erfahrung findet in der Regel eine Lohnentwicklung nach oben statt. Ist dies beim Pokern auch der Fall?

Pokerprofi Ja oder nein? Unsere Empfehlung

Zugegeben: Es sieht verdammt cool aus, wenn Phil Ivey & Co im Fernsehen ihre Auftritte haben. Normaler Pokerprofi zu sein, ist aber ganz anstrengend und eine ziemlich einsame Geschichte. Wenn Du den Schritt aber trotz allen Vorwänden wagen willst, solltest Du dies mit derselben Sorgfalt tun, wie wenn Du eine Unternehmung gründen würdest. Sehr leicht belügt man sich selbst, wenn man einen netten Betrag pro Monat erspielt, aber die Nebenleistungen und die bezahlten Ferien nicht dazu rechnet. Die Rechenübungen oben müssen sehr genau erfolgen und Du musst über deinen Erfolg/Misserfolg Buch führen. Aus unserer Sicht sind die sozialen Aspekte aber Matchentscheidend. Die meisten Leute werden als Pokerprofi einfach nicht glücklich. Für talentierte Studenten und Lehrlinge kann das Pokerspielen aber ein guter Nebenverdienst sein. Solltest Du auf dem Level von Phil Ivey spielen, müssen wir dich enttäuschen. Du hast mit diesem Artikel deine Zeit verschwendet. Wir haben keine Ahnung davon, wie man einen gutdotierten Werbevertrag mit Pokerstars abschliesst… 😉

Wie werde ich nun Pokerprofi?

Nun, ganz genau wissen wir es nicht. Wenn ich Pokerprofi wäre, würde ich keinen Artikel darüber schreiben sondern jetzt Poker spielen.

Was aber sicher ist: Man kann sich nicht einfach dazu entschliessen, nach dem Motto «ab jetzt spiele ich nur noch Poker». Es beginnt bei den meisten Pros (was man aus Blogs, Interviews und Gesprächen so hört) anders. Du beginnst, Poker zu spielen und wirst immer erfolgreicher. Bis zu dem Punkt, an dem Du merkst, dass es eigentlich gar keinen Sinn mehr macht, deinen normalen Job weiter auszuführen, weil es rein finanziell viel lukrativer ist, Poker zu spielen. Und zwar so erfolgreich, dass man gerne auf die Sicherheiten eines «normalen Jobs» verzichtet. Bist Du noch nicht an diesem Punkt angekommen, würde ich dir empfehlen, weiter an deinem Spiel zu arbeiten, Poker Bücher zu lesen und so lange es Spass macht, dein Online Poker Spiel zu verbessern.

Interessiert, was ein echter Poker Pro zu diesem Artikel meint? Dann lies das Interview mit einem Schweizer Poker Pro.