Die Pot Odds muss man berechnen können, um diese mit den Odds einer Situation (z.B. All-In, Erhöhung auf Turn oder River) zu setzen. Daraus lässt sich mathematisch ableiten, ob ein Call gerechtfertigt ist, oder nicht. Auf der anderen Seite ist es essentiell, die Pot Odds selbst zu kontrollieren. Das heisst, man erhöht bei Situationen, in denen man vermutlich das beste Blatt hat, um einen genug hohen Betrag, damit ein Call für die Gegner auf die Dauer nicht profitabel ist. Wenn erhöhen, dann um den richtigen Betrag! Egal ob Turnier oder No Limit resp. Pot Limit Cash Game. Bei Limit Cash Games kann man die Pot Odds bei Erhöhungen nicht kontrollieren, da diese fix vorgegeben sind.
Erstes Beispiel
Spieler A hat:
Spieler B hat:
Der Flop:
Wir gehen in dieser Situation davon aus, dass Spieler B preflop auf dem Button auf 150 Chips erhöht hat. Spieler A sass auf dem Big Blind (welcher 50 ist) und hat gecalled. Somit sind 2x 150 Chips + 25 Chips (vom Small Blind, welcher ausgestiegen ist) im Pot. Dies sind 325 Chips. Beide haben die Hand mit 2’000 Chips begonnen, haben somit noch 1’850 Chips.
Nach dem Flop ist Spieler A als erstes dran. Er checked. Nun werden wir drei Varianten durchspielen.
Somit sind nun 375 Chips (325 Chips und zusätzlich die 50 Chips von der Erhöhung) im Pot. Spieler A muss 50 Chips bezahlen, um den Turn zu sehen. Die Chips sind im Verhältnis 50 (zu callen) zu 375 (im Pot). Heruntergerechnet sind dies Pot Odds von 1 zu 7.5. Dies sind sehr gute Odds (wenig zu bezahlen im Verhältnis zum Pot). Bei den Outs haben wir festgestellt, dass Spieler A 9 Outs zum Flush hat oder Odds von 19.14 % hat. Die 19.14 % sind in amerikanischen Werten ausgedrückt 1 zu 4.22. Die Odds von 1 zu 4.22 sind kleiner als die Pot Odds von 1 zu 7.5. Wenn das Verhältnis der Odds kleiner ist als das Verhältnis der Pot Odds, so ist ein call rein mathematisch gesehen profitabel. Somit ist hier ein Call von Spieler A korrekt. Ein fold wäre in dieser Situation ein klarer Fehler! Spieler B hat einen Fehler begangen, weil er zu wenig erhöht hat.
Somit sind nun 650 Chips im Pot und Spieler A hat 325 Chips zu bezahlen. Dies sind Pot Odds von 325 zu 650, also 1 zu 2. Wie schon in Variante 1 erklärt, hat Spieler A Odds von 1 zu 4.22. Da die Odds höher sind als 1 zu 2, ist hier ein Call nicht korrekt! Spieler B hat durch die satte Erhöhung die Turn Karte für Spieler A zu teuer gemacht und so sein Blatt geschützt. Vor einer Erhöhung ist deshalb immer zu überlegen, welche möglichen Blätter die Gegner halten könnten und um wie viel erhöht werden muss, damit man dem Gegner keine profitablen Call Situationen anbietet. Called der Gegner trotzdem und erwischt seine glückliche Karte, hast du zwar in dieser Situation verloren. Auf die Dauer werden diese Situationen für dich jedoch profitabel sein. ¨ Poker ist ein Spiel, bei dem man auf die Dauer gewinnt, oder verliert! Eine einzige verlorene Hand darf dich nicht aus dem Konzept bringen! Gerade im Online-Poker triffst du auf sehr viele schwache Spieler, die keine Ahnung von Pot Odds haben. Dies kannst du eiskalt ausnutzen, indem du die Pot Odds kontrollierst!
Erhöhung um die Verbleibenden 1’850 Chips. Somit sind nun 2’175 Chips im Pot. Spieler A muss seine 1’850 Chips bezahlen, um zu callen. Dies sind Pot Odds von 1 zu 1.18. Oder in Prozenten ausgedrückt muss Spieler B mehr als 46% Chancen haben, um auf die Dauer kein Geld mit einem Call zu verlieren. Bei einem Call werden die nächsten zwei Karten aufgedeckt, somit muss hier die Wahrscheinlichkeit der nächsten beiden Karten berechnet werden. Die Berechnung erklären wir im Konzept der All-In Odds. Und hier die All-In Wahrscheinlichkeit auf dem Flop.
Zweites Beispiel
Spieler A hat:
Spieler B hat:
Der Flop:
Wir nehmen an, die ersten Spieler folden alle, Spieler A habe auf dem Small Blind (75) auf 450 Chips erhöht. Spieler B auf dem Big Blind (150) called. Somit sind 900 Chips im Pot. Nach dem Flop ist Spieler A als erstes an der Reihe mit setzen.
Spieler A ist sich bewusst, dass der Flop sehr gefährlich ist, da es nun gut möglich ist, dass Spieler B auf eine Strasse oder einen Flush hinzieht. Dass in Tat und Wahrheit Spieler B auf beides hinzieht, damit rechnet er wohl nicht. Spieler A will die Turn Karte deshalb teuer machen und erhöht um 750 Chips. Somit sind 1’650 Chips im Pot. Spieler B hat 750 Chips zu callen. Das sind Pot Odds von 750 zu 1’650 Chips, oder heruntergerechnet 1 zu 2.2. Hätte Spieler B nur einen Flush oder einen Open Ended Straight Draw, müsste er folden. Bei den Odds haben wir berechnet, dass seine Chancen bei 31.91 % sind, mit der Turn Karte entweder den Flush oder die Strasse zu treffen. 31.91 % entsprechen Odds von 1 zu 2.13. Dies gibt gerade noch genug gute Pot Odds, um bei dieser Karte zu callen. Aus taktischer Sicht ist für Spieler B auch die Überlegung wert, gleich all-in zu re-raisen, da er in dieser Konstellation gemäss den All-In Odds in 55 % der Fälle gewinnt. Spieler A könnte auch nur AK, eine Dame oder den Buben haben, oder vielleicht blufft er einfach nur? Weitere Faktoren wären auch noch die Chipstacks der beiden Spieler, das Image, welches sie aufgebaut haben usw… Festzustellen bleibt, dass ein Call von 750 Chips gemäss den Pot Odds kein Fehler ist!
Faustregeln für diejenigen, die nicht immer rechnen wollen
Bei folgenden Erhöhungen sind folgende Pot Odds für den Caller gegeben: