Bei No Limit Cashgames und Turnieren kommt es sehr oft vor, dass ein Gegner, bevor die letzte Gemeinschaftskarte auf dem Tisch liegt, All-In geht. Damit du in dieser Situation die richtige Entscheidung treffen kannst, musst du einige mathematische Grundlagen kennen:
Bevor du hier weiterliest, solltest du die Artikel über Outs, Odds und Pot Odds gelesen und verstanden haben.
Bei Cashgames reichen die oben erwähnten beiden Punkte, um die mathematisch korrekte Entscheidung zu treffen. Die mathematisch korrekte Entscheidung ist bei Cashgames immer profitabel! Bei Turnieren kann nebst den mathematischen Grundlagen auch die Spielsituation entscheidend sein.
Einige Beispiele:
Nun aber zu den All-In Odds
Grundsätzlich gibt es vier Situationen, in denen ein Gegner All-In gehen kann:
Die Wahrscheinlichkeiten typischer Situationen vor dem Flop und nach dem Flop sind in den PDFs in unserer Kategorie Unterlagen aufgelistet. Diese Wahrscheinlichkeiten kennt jeder gute Pokerspieler auswendig!
Du spielst ein Sit & Go Turnier. Fünf Spieler am Tisch. Du bist mit 5’000 Chips Chipleader, der durchschnittliche Stack beträgt 3’000. Die Blinds sind 200 / 400. Du sitzt auf dem Big Blind. Alle folden, der Small Blind geht All-In und erhöht somit auf total 800 Chips. Im Pot sind somit 1’200 Chips (seine 800 und deine 400 des Big Blinds).
Deine Karten sind:
Was machst du?
Du hast noch 400 zu bezahlen, um die 1’200 Chips zu gewinnen, somit sind die Pot Odds 1 zu 3 oder bei 25%. Du brauchst eine Hand, die in mehr als 25% der Fälle den Pot gewinnt. Dies ist ein klarer Fall für unsere Preflop All-In Wahrscheinlichkeitstabelle.
Zuerst müssen wir festlegen, mit welchen Karten unser Gegner All-In gegangen sein könnte. Er hat so wenige Chips, dass er mit beliebigen zwei Karten All-In gehen würde! Selbst wenn dein Gegner AK hat, liegen deine Chancen, den Pot zu gewinnen, bei 35%. Die einzigen Hände, bei denen du nicht die benötigten 25% bekommst, sind AA, KK, QQ, JJ. Sogar wenn dich dein Gegner dominiert (sprich er hat AJ, K9 oder ähnlich), bekommst du knapp mehr als die 25%, die du benötigst.
Ganz ehrlich: In dieser Situation sollte auch mit 32 off suit (die schwächste Heads-Up Hand überhaupt) auf der Hand callen! Nur Anfänger folden in dieser Situation!
Es sind sieben Spieler verbleibend an diesem Sit & Go Turnier, du hast 2’000 Chips und musstest davon bereits 300 für den Big Blind bezahlen. Die ersten drei Spieler kommen ins Preisgeld. Ein sehr aggressiver Spieler (du hast beobachtet, dass er unabhängig von seiner Position immer erhöht, wenn er ein Ass hat) erhöht aus erster Position auf 750 Chips (er hat vor dieser Hand total 3’500 Chips). Alle Spieler folden, auch der Small Blind.
Du callst mit folgender Hand:
Somit sind 1’650 Chips im Pot, du hast noch 1’250 Chips. Deinem Gegner verbleiben noch 2’750 Chips.
Nach dem Flop liegen folgende Karten auf dem Tisch:
Du checkst (ob dies sinnvoll ist, oder nicht, diskutieren wir nich an dieser Stelle), worauf dein Gegner All-In geht! Er setzt seine restlichen 2’750 Chips. Dein Online-Poker Anbieter zeigt an, dass nun 4’400 Chips im Pot sind.
Achtung! Die Anzahl Chips, die wir gewinnen können, sind nur die, die du im Falle eines Erfolgs bekommst. Da du nur noch 1’250 Chips hast, hat er mathematisch gesehen nur um 1’250 Chips erhöht. Somit sind 2’900 Chips im Pot. Die Pot Odds sind 1’250 zu 2’900, oder 1 zu 2.32. Somit brauchst du eine 30% Wahrscheinlichkeit, den Pot zu gewinnen, um den Call auf die Dauer profitabel zu machen. Wenn dein Gegner tatsächlich das Ass hat, so hättest du hier gemäss unserem Dokument Postflop Wahrscheinlichkeitstabelle eine ca. 35% Chance, die Hand noch zu gewinnen (Flush Draw (niedrig) gegen Top Pair).
Wenn dein Gegner KK, QQ, oder JJ hat, was durchaus möglich ist, so liegen die Chancen ebenfalls bei ca. 35%. Hat dein Gegner gar einen Drilling, so hast du immerhin noch eine 25% Chance, das Blatt zu gewinnen. Sollte dein Gegner z.B. 88 oder 99 haben, was auch plausibel für dieses All-In wäre, so sind deine Chancen ca. 45%, ihn zu schlagen, da jede Zehn deinen Gegner auch schlägt und du somit mehr Outs hast. Sollte dein Gegner mit einer Hand wie KQ «bluffen», so bist du sogar ein leicht favorisiert, diese Hand zu gewinnen.
Du siehst, nur wenn du zu 100% sicher wärst, dass dein Gegner ein Set gefloppt hat, wäre an dieser Stelle ein Call nicht gerechtfertigt. Mathematisch gesehen solltest du hier callen. Eine weitere Überlegung ist, dass du bei einem Fold noch 1’250 Chips hast, bei einem Big Blind von 300 Chips überlebst du nicht mehr lange. Auch bist du noch einige Plätze entfernt vom Preisgeld, du kannst nicht damit rechnen, mit Abwarten ins Preisgeld zu rutschen. Deshalb: Klarer Call!
Die Odds von All-In Situationen solltest du auswendig kennen, um korrekte Entscheidungen treffen zu können. Beim Online-Poker hast du meist nur 20 Sekunden Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Langes Rechnen liegt da nicht drin! Folgende beiden bereits erwähnten Dokumente sind sehr hilfreich, um diese Odds zu lernen:
Um sich mit x-beliebigen Situationen vertraut zu machen, empfehlen wir dir, unsere Beschreibung des CardPlayer Poker Odds Rechners anzuschauen.
Die Wahrscheinlichkeit nach dem Turn kannst du ziemlich einfach mit der Anzahl Outs, die du hast resp. dein Gegner haben könnte, bestimmen. Anzahl Outs mal Zwei ist eine simple Formel hierfür. Bei einem All-In nach dem River solltest du dir auch überlegen, welche Pot Odds dir diese Situation bietet.