In unserer Seite Texas Holdem Poker Statistiken sind Statistiken aufgelistet, welche in folgende drei Gruppen unterteilt sind:
Aufgrund einiger Nachfragen nach dem Motto «Schöne Statistik, was kann ich nun damit anfangen?» sind hier einige Anregungen geben, was sich daraus für No Limit Texas Hold’em ableiten lässt. Gerade bei der Flop Statistik kann man mit wenig Fantasie Situationen ableiten, die nicht profitabel sind.
Pocket Rockets
Oft liest man in Poker Foren, die American Airlines (AA) sollen aus früher Position auch mal langsam gespielt werden, damit die Gegner nicht wissen, woran sie sind. Eine Hand wie AA bekommst du nur einmal aus 221 Mal ausgeteilt. Bei einem Sit & Go Turnier beispielsweise spielst du selten mehr als 100 bis 120 Hände. Falls du nicht bis am Schluss dabei bist, sind es noch weniger! Du bekommst somit selten zweimal AA im gleichen Sit & Go. Nutze dieses Blatt, um einen Pot ins Trockene zu bringen und Erhöhe vor dem Flop! Um die Stärke deiner Startblätter zu verschleiern, empfehlen wir ein anderes Vorgehen: Wenn du der Erste bist, der sich in den Pot verwickelt (also UTG – UTG steht für Under The Gun, siehe Poker Glossar – oder vor dir passen alle), nie limpen, sondern erhöhen. Egal, ob du AA, 66 oder 87s hast! Wenn du dich entscheidest, als erster in den Pot einzugreifen, erhöhe! Deine Gegner wissen so nicht, woran sie sind. Wenn du mit mittleren Pocket Pairs und Suited Connectors limpst, und nur mit AA, KK, QQ, AKs, AK und AQs erhöhst, finden das gute Spieler schnell heraus!
Weitere Vorteile des Erhöhens vor dem Flop:
Eine Randnotiz: Wir haben hier nicht gesagt, du sollst UTG an einem Tisch mit 10 Spielern mit 87s erhöhen! Wenn deine Hand nicht gut genug ist, um zu erhöhen, dann solltest du erst gar nicht limpen. Nehmen wir an, du limpst mit 87s UTG. Nach dir limpen vier weitere Spieler. Der Big Blind erhöht auf den Vierfachen Big Blind? Wenn du jetzt callst, hast du genau so viele Chips investiert, wie wenn du selbst erhöht hättest.
Karten der gleichen Farbe: Jeder am Tisch bekommt zu 23.52 % zwei Karten der gleichen Farbe! Karten der gleichen Farbe sind somit nicht selten! Wenn viele Spieler in einem Pot verwickelt sind, und auf dem Board liegen z.B.: drei gleichfarbige Karten, so ist Vorsicht geboten! Vor allem schwache Spieler sehen sich gerne Flops mit gleichfarbigen Karten an. (Mehr dazu weiter unten!)
Pocket Pair wird zum Set oder besser
Wenn du mit einem Pocket Pair den Flop anschaust, triffst du in 11.80% einen Drilling oder besser! Dies sind Situationen, in denen es «no Way Back» heisst. Nur ultraschwache Spieler lassen sich in dieser Situation aus einem Pot bluffen. Einzige Ausnahme: Auf dem Tisch liegen drei Karten der gleichen Farbe oder drei Karten in einer Reihe (Beispiel 987).
Die Chance, dass zwei Spieler mit einem Pocket Pair beginnen und beide ein Set floppen, ist sehr, sehr klein! Wenn dies geschieht, war es Schicksal, dass du alle deine Chips verlieren musstest, glücklicherweise wird es in 50% der Fälle auch Schicksal sein, dass dein Gegner alle seine Chips an Dich verliert.
Auf der anderen Seite kommt folgende Situation auch oft vor: Fast voller Tisch (8 Personen) bei einem Sit & Go. Du hast 1’200 Chips (Im Schnitt haben die Spieler 1’875 Chips). Der Big Blind ist 200, der Small Blind ist 100. Du bist UTG + 2. UTG und UTG+1 folden. Du schaust deine Karten an und siehst folgendes Pocket Pair: 44.
Was tust du?
Zwei Antworten können hier richtig sein: All-In oder Folden. Für beide Varianten kannst du, je nach Tisch und Situation gute Argumente finden. Limpen ist in dieser Situation ein klarer Fehler! Wenn du limpst, triffst du in 11.80% der Fälle ein Set (Drilling) oder besser. Du bezahlst aber 16.66 % deiner Chips, um den Flop zu sehen. Selbst wenn jedes Mal, wenn du den Flop triffst, dein All-In gecalled wird, ist die Situation auf die Dauer nicht profitabel! Mit kleinen Pocket Pairs solltest du nur limpen, wenn es dich nicht mehr als einen Fünfundzwanzigstel deines Stacks kostet. Aus früher Position ein kleines Pärchen wegzuwerfen ist keine Schande!
Mit «Müll» den Flop anschauen
Viele Anfänger schauen sich mit allen möglichen Starthänden den Flop an, sie bezahlen sogar mit Händen wie 94, um den Flop zu sehen. Nehmen wir die Kombination 94 um zu erläutern, warum es nicht profitabel ist, dies zu tun:
Mit nicht gepaarten Karten trifft man in 29 % der Fälle genau ein Paar auf dem Flop. In 71 % der Fällen wirst du mit 94 gar nichts treffen. In 14.5 % (die Hälfte der 29 %) der Fälle wirst du mit der Vier das Paar treffen. Dies wird sehr oft das niedrigste Paar sein. Dies ist keine Situation, in der du oft den Pot gewinnen wirst. Selbst mit der 9 wirst du selten das Top Pair haben. Nehmen wir an, der Flop ist 973 und du hast 94, bist du in einer schlechten Ausgangslage: In dieser Situation wirst du oft einen kleinen Pot gewinnen (du erhöhst, alle steigen aus, da sie nichts getroffen haben), oder aber einen grossen Pot verlieren. Du erhöhst, dein Gegner geht All-in! Was tun? Gehen wir davon aus, dass dein Gegner kein Set getroffen hat, was könnte er spielen? Hat er vor dem Flop erhöht, hat er vielleicht AA, KK, QQ, JJ, TT, die dich schlagen. Vielleicht hat er A9 oder K9? Es sind sehr, sehr viele Hände dabei, gegen die du sehr viel Geld verlieren kannst!
Mit Kombinationen wie 94 musst du zwei Paare oder besser treffen, um dich sicher fühlen zu können. Mit zwei nicht gepaarten Karten trifft man in 2.02 % der Fälle zwei Paare auf dem Flop! Einen Drilling triffst du in 1.35 % der Fälle. Ein Full House in 0.09 % der Fälle. Einen Vierling in 0.01 % der Fälle. Das heisst, in 3.47 % der Fälle (1 zu 27.8) triffst du einen guten Flop!
Nehmen wir an, du hast 1’500 Chips, die Blinds sind 30/15 und dein Gegner erhöht auf 100. Du bezahlst einen Fünfzehntel deines Chipbestandes, um 1 zu 27.8 einen Pot zu gewinnen. Das ist bei weitem nicht attraktiv. Selbst ein «Hineinlimpen» mit einem Fünfzigstel des eigenen Stacks ist nicht attraktiv. Denn du musst jedes ca. 28. Mal verdoppeln, wenn du mit Müll «hineinlimpst», um es profitabel zu machen. 30 Chips sind ein Fünfzigstel deines Chipstacks. Jedes 28. Mal triffst du etwas. Mehr als jedes zweite Mal musst du nun verdoppeln. Es ist bei keinem Flop der Welt so, dass du davon ausgehen kannst, dass du jedes zweite Mal so viel Action bekommst, dass ein All-In gecalled wird. Deshalb: Hände weg von diesen Müll-Händen!
Aber 94 suited ist doch kein Müll!?
Von schwachen Spielern hört man manchmal den Satz «Aber die Karten waren doch von der gleichen Farbe!». Bei der Flop Statistik sehen wir Folgendes: Mit Karten der gleichen Farbe triffst du in 0.84 % der Fälle auf dem Flop das Flush! Wenn du 94s hast und der Flop ist AQ2 von der gleichen Farbe, so hast du zwar meistens den Jackpot getroffen, nur werden sehr selten Spieler viel Geld in diesen Flop investieren, da die drei Karten der gleichen Farbe bei guten Spielern kleine «Alarmglöckchen» klingeln lassen.
Ein Flush Draw auf dem Flop triffst du in 10.9 % der Fälle. Bei No Limit Hold’em sind aber Draw Hände nicht so wertvoll wie bei Limit Hold’em. Gute Gegenspieler werden dir nicht genügend gute Pot Odds liefern, um diese Situationen profitabel zu machen.
Auch All-IN mit 94s und einem Flush Draw mit kleinen Karten ist nicht optimal. Hast du A4s und gehst All-In, sind deine Wahrscheinlichkeiten gegen Top Pair besser.
Beispiel
Du hast:
Dein Gegenspieler hat:
Der Flop sieht wie folgt aus:
Die Wahrscheinlichkeit, dass du den Pot bei einem All-In (und einem Call) auf dem Flop gewinnst, liegt bei ca. 38%. Hättest du in der Selben Situation A4s (anstatt der Kreuz Neun ein Kreuz Ass, hättest du drei zusätzliche Outs (die drei übrigen Asse im Deck würden dir ein Ass Pärchen geben, welches die beiden Damen deines Gegners schlägt), womit sich deine Gewinnchancen auf ca. 46 % verbessern. Selbst mit 98s verbessern sich deine Chancen ebenfalls, da eine Strasse mit den drei zusätzlichen Siebnern im Deck ebenfalls gewinnt.
Fazit: Finger weg von Händen 94s! Drawing Hands sind viel stärker, wenn man mit Overcards zusätzliche Outs hat!
Anmerkung: Wenn du ein niedriges Flush floppst (z.B. mit 94s, manchmal sitzt man ja mit Müll auf dem Big Blind und niemand erhöht), solltest du diese Situation aggressiv anspielen! Dies hat folgende Gründe:
Die Flop Verteilung zeigt dir auf, mit welchen Situationen du rechnen musst, weil diese oft vorkommen. Mache dir Gedanken zu diesen Situationen!
Paar auf dem Flop
In 17% der Fälle erscheint ein Paar auf dem Flop. Hast Du AA, so kommt in 17% der Fälle ein potentiell gefährliches Board wie z.B. TT8. Du musst dich mit solchen Situationen auseinandersetzen (Poker Bücher, Foren usw.) damit du gewappnet bist, dich solchen Situationen zu stellen. Es gibt unterschiedliche Arten dieser Situation, du solltest dir deshalb Gedanken machen, wie du gegen welche Spielertypen folgende immer wiederkehrende Situationen spielen möchtest:
Phil Gordon’s Little Green Book finden wir besonders gut, weil Phil Gordon in seinem Buch konkret beschreibt, wie er welche Situation in der Regel spielt! Es gibt z.B. auch mehrere Möglichkeiten, ein Full House oder eine Strasse zu floppen. Jede Variante erfordert eine andere Strategie.
Flush Draw Gefahr
In 55% der Fälle liegen zwei Karten der gleichen Farbe auf dem Tisch. Du musst automatisch wissen, dass in dieser Situation folgende Spielweisen meistens falsch sind:
Hast Du ein gutes Blatt, z.B. Top Pair Top Kicker und auf dem Board liegt Flush Draw Gefahr, sollte in der Regel gesetzt werden. Um dem Gegner schlechte Odds zu geben, solltest du um ca. zwei Drittel bis drei Viertel des Pots erhöhen. Bei einer Erhöhung um den halben Pot gibst du deinem Gegner 1 zu 3 Pot Odds (Zuunterst im Artikel sind dort weitere Beispiele erwähnt). Seine Chancen, den Flush zu treffen sind jedoch geringer! Wenn er called, macht er einen Fehler. Ausser du setzt nach dem Turn weiter, obwohl dein Gegner den Flush getroffen hat, dann ist der Call aufgrund der Implied Odds korrekt.
Hast du einen Gegenspieler, der Flush Draws auch zu teuer bezahlt, so kannst du auch ruhig eine Erhöhung in der Grösse des ganzen Pots machen.